Uraufführung

KLEINE LEUTE

Vom Anfang der Geschichte

Ab 14 Jahren

Geschichten erzählen, mit unendlichem Detailreichtum, mit grenzenlosem Wissen und Verständnis, ohne Zeitdruck, ohne Filter oder Interpretation. Unmöglich? Nicht für ihn, den Engel der Geschichte, den allwissenden Erzähler, dem sich die Vergangenheit stets in ihrer Ganzheit offenbart und der auf der Straße des Zeitkontinuums wie auf einem nie enden wollenden Feldweg unbeirrt entlangspaziert.

Wobei, fürs Erste scheint er Rast gefunden zu haben in Frankfurt bei theaterperipherie, dem Ort, an dem die Geschichten des Periphären, also dessen, was außerhalb des durchschnittlichen Blickfeldes zu liegen scheint, Gehör finden und aus der Unsichtbarkeit geholt werden. Hier, auf einer unbändig scheinenden Mauer voller geschriebener Geschichten sitzend, hat er sich vorgenommen, die Geschichten zu erzählen, die eben nicht geschrieben aufzufinden sind – all die Geschichten, die Geschichte ausmachen, aber in den von Siegenden und Mächtigen tradierten Erzählungen um Kriege, Kollaborationen und Kontinente nicht vorkommen. Geschichten kleiner Leute eben.

Gut, dass die junge Regisseurin Hedwig, angetrieben vom selben Wind wie der Engel, sogleich zur Stelle ist, um eine große Vision mit ihm, der Geschichte, der Geschichtsschreibung und dem Geschichtenerzählen zu entwickeln. Doch zwei Welten scheinen hier auf einander zu prallen: Der allgegenwärtig anwesende und in einem engen Zeitlimit geschnürte Leistungs- und Erfolgsdruck des Menschen begegnet der Muße und Allwissenheit des Engels der Geschichte, der uns weise von dem zu berichten vermag, was uns in unserem stetigen Lauf gegen die Zeit zu entgehen scheint. Wie wohl das Ende vom Angang der Geschichte ist?

Kleine Leute. Vom Anfang der Geschichte beschäftigt sich nicht nur mit der Frage nach der Deutungshochheit „unserer“ Geschichtsschreibung, sondern verhandelt ebenso Fragen, die der Mensch, so listig oder verständig er sein mag, niemals zu überwinden vermochte – nämlich die nach Endlichkeit und der Angst, zu vergessen oder vergessen zu werden.

mit: Ali Napoé, Sophia Dittrich
Text: Autor*innen-Team des Ensembles & Geschichtenerzähler*innen aus aller Welt
Regie/Konzept: Hannah Schassner
Dramaturgie: Antigone Akgün
Bühne & Kostüm: Samira Behnam
Regieassistenz: Benjamin Cromme
Regiehospitanz: Elias Runer
Fotos/Dokumentation: Christian Schuller

Inspiriert durch Walter Benjamin, Michel Foucault und durch das Ende der Geschichte.

PREMIERE: DO, 21.11.19 um 19.30 Uhr

weitere:

FR, 13.12.19, 19.30 Uhr

SA,  25.01.20, 19.30 Uhr

SA, 22.02.20, 19.30 Uhr

SA, 21.03.20, 19.30 Uhr

 

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