Pressestimmen "Die Räuber INNEN"

 (nach Friedrich Schiller)

Regie: Ute Bansemir

Premiere: 04.03.16

 

Friedrich Schiller hat in seinem fulminant-brutalen Debütstück Die Räuber schonungslos gezeigt, wozu ein irregeleiteter männlicher Ehrbegriff, Bruderhass und nicht erwiderte Liebe bei trestosterongesteuerten Jungmännern führen können: geradewegs in Mord, Vergewaltigung und Blutrausch. Ein auch über 200 Jahre nach seiner Entstehung noch bedrückend aktueller Befund.

 

Es gibt also durchaus gute Gründe, den Klassiker mal mit einem dezidiert feministischen Instrumentarium zu dekonstruieren und das bloßzulegen, was an hypertroph maskuliner Ideologie in ihm steckt und für die scheinbar so tragisch wie ausweglose Gewalteskalation verantwortlich ist. Der Text gibt dafür sehr viel her, und die Leiterin und Regisseurin der Frankfurter Theaterperipherie, Ute Bansemir, […] hat die notorischen stürmenden und drängenden Plattitüden gnadenlos demaskierend aneinandergereiht.“

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.16

 

 

Amalias Dauerpräsenz hoch über der von seitlichen Sitzbänken eingerahmten Spielfläche ist die erste große Setzung [...] in diesem Stück. Die zweite: Alle Männer, die es in ihre Fassung gebracht haben, werden von Frauen gespielt. [… Bansemir denkt] überhaupt nicht daran, das Genderspiel zu kaschieren. Sie betont es sogar mit engen weißen Pullis und streng gestrafften Lederhalftern […] Zum Lachen, klar, aber auch dekuvrierend lächerlich wirkt das.“

 

Die Testosteronproduktion in den Böhmischen Wäldern lässt keine Macho-Wünsche offen. Das ist männlich gesprochen! heißt es ein ums andere Mal. Fühlt und sieht sich aber, wie mit Ladungen von Leim vor dem Latz und auf die Locken subästhetisch vermittelt, nicht immer gut an.“

 

Kaum zu glauben, dass und wie die hier so trefflich ungelenke Verliebte [Amalia] (Christin Dietzel) mit einem grandiosen Solo für einen Höhepunkt der eigenwilligen Inszenierung der Theaterperipherie von Schillers Die Räuber sorgen wird. […] Ein Spaß, dem man sich genauso wenig entziehen kann und mag, wie den alternativen Finalszenen, mit denen das ansteckend lustvoll spielende Ensemble den Räuberspuk zum glücklichen Ende bringt.“

 

Strandgut, April 2016

 

 

„›Stand by your man, and show the world you love him: Mit dieser antifeministischen Fanfare ironisiert Bansemir Amalias Treue und den oft komischen Männlichkeitskult in Friedrich Schillers sinnspruchreichem Melodram aus häuslichem Idealismus und weltlichem Nihilismus.“

 

Wie diese jungen Frauen die Stimme tieferlegen und ›böse‹ männlich schauen, mutet unfreiwillig komisch an, bis man merkt, dass Bansemir gewollt parodistisch inszeniert.“

 

Frankfurter Neue Presse, 14.03.16

 

 

 

"Alle Männer werden von Frauen gespielt. Sie entlarven das übertrieben männliche Auftreten der „Räuber“ als Macho-Gehabe mit fatalen Konsequenzen. […] Deutlicher kann man es nicht ausdrücken: Die Ideale Karl Moors, der sich ursprünglich für die Armen einsetzen will, basieren auf einem pathetischen Männlichkeitsideal, das in entfesselter Gewalt enden muss."

 

 

 

"Bis zur letzten Szene bürstet die Regisseurin den klassischen Stoff gegen den Strich. Das Ensemble setzt dieses Konzept ebenso drastisch-lustvoll wie überzeugend um."

 

 

 

FRIZZ Magazin, Juni 2016