Pressestimmen "Candide oder der Optimismus"

ein musikalisches Drama nach Voltaire von Alexander Brill und Torsten Knoll

Regie: Alexander Brill

Premiere: 31.8.13

 


Aus „Candide oder Der Optimismus“, 1759, vier Jahre nach dem großen Erdbeben von Lissabon erschienen, hat Alexander Brill, Regisseur und Gründer der Frankfurter Theaterperipherie, zusammen mit dem Musiker Torsten Knoll eine Varieté-Show mit Live-Musik gemacht, die entlang von Voltaires Romanhandlung von Flucht, Folter, Krieg und dem Willen zu überleben, ja sogar ein wenig glücklich zu sein erzählt. Ein paar Tücher und Bälle, ein paar Plastiktüten und Luftballons reichen als Requisiten der lockeren Szenenabfolge, die allerhand unterhaltsame Exkurse und viele Verweise auf die jüngste Geschichte enthält. (…) Candides Odysee der Schrecken dient ihnen als Folie, um sich mit der Flüchtlingsproblematik an Europas Grenzen zu beschäftigen. (…) In die glitzerbunten Musical-Szenen zieht immer wieder eine tödliche Stille ein: (…) Es sind einfache szenische Mittel, mit denen Brill große Intensität erreicht. (…) Es ist ein mitreißendes Ensemble. (...) Die große Show des Optimismus entlässt eine Schar Zweifler in die Nacht.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.13


Die internationale Spielgruppe der Theaterperipherie legt ihrer Candide-Version das weltweite Flüchtlingselend zugrunde, das es an Grauen mit dem literarischen Vorbild gewiss aufnehmen kann. Indem sie die dramatischen Erlebnisse als Varieté-Schau aufbereitet, toppt sie sogar den Sarkasmus des Autors.

(...) packend Kleists choral vorgetragene Erzählung »Das Erdbeben von Chili«, die hier noch schwärzer als das Original angelegt ist. Nicht nur bei diesem Sprechakt erweist sich die gewachsene Stärke des von seinem einzigen Profi, Hadi Khanyanpour, als Moderator souverän geführten selbstbewussten Ensembles. So hat Mohamet Salamat, der den Candide gibt, schauspielerisch enorm zugelegt. Eine schöne Überraschung ist nicht nur wegen ihrer schrägen »Königin der Nacht« der vitale Auftritt von Hannah Schassner.

Strandgut, Oktober 2013


Torsten Knoll spielt Gott (…) Er singt die Schöpfungsgeschichte furchteinflößend, seine Entscheidungen reine Willkür. Er betont „Und er sah, dass es gut war“ auf eine Art, die Gänsehaut bereitet (…) Stark die Szene, in der die beiden (Candide und Kunigunde) an den Gouverneur geraten, der vor ihren Augen foltern lässt. Fast sanft wirkt die Folter und ist auch deshalb so besonders grausam. (…) Perfekt inszeniert ist die Szene, in der sich Schauspieler Mohammad Salamat weigert, weiter den Candide zu spielen, und in der aus dem Variety-Stück ein Theaterstück wird. (…) Für das Stück haben die sechs Schauspieler Jonglage, Instrumente und Artistik gelernt und sich mit Flüchtlingen unterhalten, um deren Erlebnisse einzuarbeiten.

Frankfurter Runschau, Vorbericht am 31.08.13



kraftvoller Soundtrack (…) starker Körpereinsatz und viele (…) originelle wie wirkungsvolle Szeneneinfälle (...). Der schleichende Tod auf schwankender See etwa ereilt sie (die Darstellerinnen) bäuchlings auf Gymnastikbällen (…) Es sind solche Szenen, wie auch der gemeinsam mit dem Publikum gepackte Fluchtkoffer oder der als zarte Tücherjonglage verpackte Flirt zwischen Candide und Kunigunde, die nachwirken.

Frankfurter Runschau, 06.09.13